Page 21 - Sozialus 4-2020
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 Kein Wachstum in Sicht
Der Ausblick auf die kommenden Jahre ist wenig rosig: Der Report prognostiziert eine Stagnierung der Leistungsmenge in Krankenhäusern in diesem Jahrzehnt. Bereits seit 2017 ver- zeichnet der Krankenhaussektor kein Wachstum mehr. Daraus folgt über kurz oder lang ein wirtschaftliches Problem: Denn die Vergütung der Behandlungsfälle ist auf Wachstum aufgebaut. In diesem Jahr könnten die verschiedenen Stützungsmaß- nahmen wie Ausgleichszahlungen für leere Betten aus dem COVID-19-Gesetz zwar wohl zu einem positiven Netto-Effekt für die Kliniken führen, der jedoch im Jahr 2021 voraussichtlich größtenteils wieder entfällt.
„Krankenhäuser leben zunehmend von der Substanz“, fasst RWI-Gesundheitsexperte Boris Augurzky die Situation zusam- men. Bei der Umstrukturierung seien ihnen durch den engen gesetzlichen Ordnungsrahmen die Hände gebunden. „Wenn man effizienter werden will, braucht man mehr Innovationen. Und das geht nur über Gestaltungsfreiheit“, betont Augurzky. Vor allem auf regionaler Ebene sollte die Gestaltungsfreiheit erhöht werden und sektorenübergreifende Versorgungs- und Vergütungsmodelle die Ambulantisierung in der Medizin unter- stützen. Dazu könnten vor allem in ländlichen Gegenden regio- nale Gesundheitsbudgets erprobt werden.
Die zukünftige Marktentwicklung wird spannend zu beobachten sein. Ambulantisierung und Digitalisierung im Krankenhaus- sektor nehmen deutlich an Geschwindigkeit auf und auch trägerübergreifende Versorgungskonzepte scheinen nach den Corona-Erfahrungen umsetzbar. Zugleich gibt es ausgeprägte Konzentrations- und Zentralisierungstendenzen im ambulanten Markt. Eine klare strategische Zielrichtung und Umsetzungs- stärke sind somit mehr denn je gefragt. Zur Unterstützung der strategischen Ausrichtung stehen die Expert*innen aus dem Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft der BFS Service GmbH bereit.
Datengrundlage des „Krankenhaus Rating Report 2020“ sind 515 Jahresabschlüsse von Krankenhäusern aus dem Jahr 2017 und 525 aus dem Jahr 2018. Sie umfassen insgesamt 942 Krankenhäuser mit einem am Umsatz gemessenen Marktanteil von 71 %.
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  3 Milliarden Euro für die Digitalisierung
Corona hat manches beschleunigt, auch im Gesund- heitswesen. „Online geht mehr, das ist jetzt klar ge- worden“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn beim „Hauptstadtkongress Digital“ am 17. Juni 2020. Den Schub müsse man nachhaltig nutzen. Aus dem Konjunkturpaket will er 3Milliarden Euro für die Digitali- sierung des Gesundheitswesens verwenden. Weitere 900 Millionen Euro sollen die Länder beisteuern. Dabei ginge es nicht nur um Infrastruktur, sondern um kon- krete Anwendungen. „Was das Leben einfacher macht, nutzen wir mehr. Das lässt die Akzeptanz wachsen“, so Spahn. Auch auf europäischer Ebene sei die Digitali- sierung im Gesundheitswesen ein wichtiges Thema im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft.
  Jens Dreckmann
Leiter Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft
 Jens Dreckmann
Leiter Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft
BFS Service GmbH
Telefon 0221 97356­818 j.dreckmann@sozialbank.de www.bfs-service.de
   Bildnachweis: BMG/Thomas Ecke




















































































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