Page 16 - Sozialus 5-2018
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SO GEHT SOZIALWIRTSCHAFT
 Gesundheitswirtschaft
Ambulante Versorgung in Deutschland – ein Markt verändert sich
von Jens Dreckmann und Dr. Dominik Thomas
 Die ambulante medizinische Versorgung in Deutschland wird nach wie vor im Wesentlichen durch niedergelassene Ärzte in Einzelpraxen organisiert. Gesellschaftliche, ge- sundheitspolitische und marktspezifische Entwicklungen haben in der Vergangenheit dazu geführt, dass die klassi- sche Einzelarztpraxis durch alternative Einrichtungs- und Organisationsformen ergänzt wird. Diese Änderungen haben den Markt auch für stationäre Leistungsanbieter oder Investoren interessant werden lassen.
Eine Milliarde Mal pro Jahr kommt es nach Angaben der Kas- senärztlichen Bundesvereinigung zu einem Kontakt zwischen einem Patienten und niedergelassenen Haus- oder Facharzt. Die ambulante Gesundheitsversorgung nimmt
Zugleich verändert sich der Arztberuf. Junge Medizinerinnen und Mediziner bevorzugen heutzutage vor dem Hintergrund von Investitionsrisiko, fehlenden betriebswirtschaftlichen Kenntnissen oder zugunsten der Work-Life-Balance immer häufiger ein sicheres Anstellungsverhältnis gegenüber der eigenen Niederlassung.
Ärzte immer häufiger ambulant angestellt
Diese Marktentwicklungen zeigen sich auch in den offiziellen Statistiken. In Deutschland waren im Jahr 2017 insgesamt rund 385.100 Ärzte berufstätig, davon etwa 157.000 im ambu-
lanten Sektor. Die Zahl der ambulant angestell- ten Ärzte hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht (2018 etwa 40.000). Gleichzeitig ist es in den vergangenen Jahren zu einem Rückgang der Arztpraxen gekommen. Waren es 2011 noch fast 75.000 Arztpraxen, wurden 2015 nach Angaben des Statistik- portals statista.com nur noch rund 72.000
Arztpraxen gezählt. Hinzu kommt der Umstand, dass die Ärzteschaft überaltert ist. Schätzungen der Kassenärztlichen
innerhalb Deutschlands einen hohen Stellen-
wert ein. Laut der Gesundheitsberichterstat-
tung des Bundes begeben sich jährlich fast
90 % aller Erwachsenen in ambulante ärztliche Behandlungen (zahnärztliche Leistungen nicht
einbezogen). Der medizinische Fortschritt, zu-
nehmende ambulante Behandlungsmöglich- keitenunddieälterwerdendeBevölkerungwerdendenVersor- gungsbedarf weiter ansteigen lassen.
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„Der anhaltende Konzentrationstrend im ambulanten Gesund- heitswesen ermöglicht es, Versorgungsstrukturen neu zu denken.“
















































































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